Verschiedene Theorien
A) Die Theorie der “Generalisierten Quantentheorie”
Nach dem „heutigen Stande“ ist, wie erwähnt, eine der Erklärungen für derartige Phänomene die GQT („Generalized Quantum Theory“, v. Lucadou, Bauer, Römer), die im Grunde und vor allen Dingen die so genannte „Robustheit“ der Erscheinungen (wie Zuverlässigkeit des Auftretens und Separierbarkeit) definiert. Sie geht wie die Quantenphysik von einer „Nichtlokalen Korrelation“ aus, was bedeutet, dass zum Beispiel zwischen zwei Personen, die ein telepatisches Erlebnis (Gedankenübertragung) haben, eine Art „Verschränkung“ herrscht, die durch eine Sinngebung aufgrund einer aktuellen Situation (Gefahr) herbei geführt wurde. Diese Sinngebung wird hier als „Pragmatische Information“ bezeichnet, also als eine Information, die nur und ausschließlich durch die besondere Situation und auch Beziehung der beiden Personen existiert. Daher geht die GQT unmittelbar auch mit dem Modell der Pragmatischen Information (MPI) einher.
So ganz weit hergeholt scheint das nicht, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ausbreitung der Verschränkungseigenschaften offenbar “instantan”, also mit Überlichtgeschwindigkeit und durch hermetische Abschirmungen hindurch erfolgt. Die Pragmatische Information kennzeichnet sich ja eben dadurch, dass für sie nicht unbedingt eine Signalübertragung erforderlich ist. Man betrachte beispielsweise den Fall, dass eine Person verstirbt und daraufhin seine allesgeliebte Uhr im Hause stehen bleibt (beschrieben in dem bekannten Lied „My Grandfathers Clock“). Hier wurde die Verschränkung lange vor dem Ereignis „aufgebaut“, und eine aktuelle Signalübertragung war überhaupt nicht notwendig! Beide Beteiligten waren eben schon lange vorher „ein System“, in dem alles gleichzeitig passiert.
Genau dieses lehrt auch die “klassische” Quantenphysik in Bezug auf Elementarteilchen.
Leider lehrt, durch Experimente glänzend bestätigt, diese Quantenphysik auch folgendes: Weder eine Signalübertragung noch ein Transport von Körpern ist durch irgendeine Ausnutzung der Verschränkung möglich!
Hierfür ist folgender Sachverhalt verantwortlich: In diesem Fachgebiet ist bereits folgendes bekannt und messtechnisch verifiziert worden: Katapultiert man zwei aus einer Quelle erzeugte „Zwillingsquanten“ – zum Beispiel Elektronen mit gegensätzlichen Spin – in entgegengesetzer Richtung in den Raum, dann bleiben auch diese Partikel ein miteinander verschränktes System mit atemberaubender Konsequenz.
Misst man durch einen Eingriff die Spinrichtung eines der Teilchen, das vorher in einem undefinierten „Überlagerungszustand“ war, dann „schnappt“ es in einen definierten Spin und, instantan, wie gesagt, schnappt das bereits u. U. lichtjahreweit entfernte in den gegensätzichen Zustand. Dieses Experiment nennt sich das EPR Paradoxon, zu Ehren der drei Physiker Einstein, Podolski und Rosen, das sie bereits in den 60ger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgrein vornahmen. Nun waren daraufhin verschiedene Leute begeistert, denn sie erhofften, auf diese Weise ein Verfahren zur überlichtschnellen Übertragung („Hyperfunk“) gefunden zu haben. Jedoch merkte man schon sehr früh, dass weder das eine noch das andere Teilchen gezielt beeinflusst, oder wie der Nachrichtentechniker sagt, „moduliert“ werden kann. Denn es kommt aus dem überlagerten Zustand immer zufällig heraus, rechts oder links drehend. Folglich wurde daraufhin das oben schon erwähnte so genannte „NT Theorem“ festgelegt, was Non Transmission bedeutet. Kein Verschränkungseffekt kann, das stellte man nach unzähligen weiteren Experimenten fest, zur Nachrichtenübertragung verwendet werden!
B) Theorie der “ASW – Organe”
Soweit, so gut bzw. so enttäuschend. Nun sind aber in der Geschichte der Parapsychologie noch andere Modelle bekannt, wobei die Rolle eines „Signals“ im Vordergrund steht, das irgendwie zwischen, in diesem Fall, den Personen ausgetauscht wird. Es nimmt sich wie die Auffassung zweier „Schulen“ aus, dass die Vertreter der „Signaltheorie“ einen Gegensatz zu denen sehen, die das Modell der „Pragmatischen Information“ (MPI, s.o.) bevorzugen.
Für elektromagnetische Signale ist eine Geschwindigkeit oberhalb von ca. 300 000 km/s nicht möglich, da laut Relativitätstheorie keine Signalübertragung diese Vakuumlichtgeschwindigkeit überschreiten kann. Doch gerade diese Vision lässt die Hoffnung aufkeimen, dass es vermutlich doch so einen Signaltyp – dann eben nicht elektromagnetisch – gibt.
Und noch ein Sachverhalt muss neu erklärt werden, will man die Theorie der GQT verlassen: Es ist der Zusammenhang zwischen Gegenständen (z. B. Uhr, s. o.) und Menschen. Die „Verschränkung“ kann beliebig erfolgen, hingegen ist für die Einbeziehung eines Gegenstandes mehr als nur ein „Signal“ erforderlich, wie das obige Beispiel mit dem Großvater zeigt. Ein Signal muss immerhin auch am Empfangsort „verstanden“ werden, sonst verliert es Sinn und Wirkung!
Milan Ryzl, ein bis in die 70ger Jahre hinein bekannter Tschechisch – Amerikanischer Parapsychologe, vertritt hier das Modell eines „ASW – Organes„, einer Energieform gewissermaßen, die, etwa wie die Bitmuster in einem elektronischen Speicherchip, die Information als Struktur trägt. ASW heißt hier „Außersinnliche Wahrnehmung“ und er definiert diese als Energie, die einem Gegenstand zu eigen ist, der in charakteristischer Weise mit einem Menschen verbunden ist oder war. Als Folge dessen können dann sensible Menschen, früher „Medien“ genannt, diesen „Content„, wie ich es nenne, gewissermaßen „abrufen“.
Ryzl beschreibt hier noch viel mehr im Zusammenhang mit ASW. Er schildert in seinem Buch „Der Tod ist nicht das Ende“ so ziemlich alle Aspekte im Zusammenhang mit der umfangreichen Geschichte des Mediumismus und der damals brennenden Frage, ob es Geister, also körperlose Wesenheiten mit Bewusstsein gibt. Damals versuchte man von spiritistischer Seite, in einer Art „Rückzugsgefecht“ die Existenz von „Geistern“ zu verteidigen und er bescheibt, wie die Phänomene nach und nach anders erklärt werden konnten. Allerdings zählt er dabei zum Beispiel ASW bereits als feste Größe dazu, was unter heutiger, kritischer Sicht nicht ohne weiteres akzeptiert würde. Ich verweise nur auf das oben genannte Buch „Der Tod ist nicht das Ende“, das viel mehr beschreibt, als der Titel aussagt.
Des Weiteren, so scheint es, “bekämpft” er geradezu die spiritistische Vorstellung, dass es “Geister” gibt und führt in vielen Fällen aus, wie entsprechende Phänomene ausschließlich mit Hilfe der ASW erklärt werden kann.
ASW Organe beschreiben dann alles, von der Telepathie über die Psychokinese bis hin zur Hellseherei und Präkognition.
Ich will mich zu diesem Aspekt hier nicht einmischen. Als religiöser Mensch glaube ich selbstverständlich nicht nur an unseren Schöpfergott, sondern auch an Seine Diener und Partner, die zusammen mit Ihm dieses und – mit Sicherheit auch alle anderen Universen und Welten in den Händen halten!
Nur: Bedenken Sie bitte, ich bin auch strenger Naturwissenschaftler und meine/unsere Arbeitsweise besteht vor allem im Erstellen von (hoffentlich) widerspruchsfreien Theorien und deren Testen mit Hilfe von Experimenten und Beobachtungen!
C) Die Spiritistische Theorie
Man könnte in etwa radebrechen „Am Anfang war der Geist“, wenn man die Theorien des Spiritismus in Betracht zieht.
Sämtliche Naturvölker wie auch die späteren Zivilisationen auf unserem Planeten hatten bei dem Erlebnis der Para-Effekte zunächst die Idee von fremden Wesenheiten, die in solchen Fällen aktiv werden.
Wir wollen das hier keineswegs klein reden. Fände eine virtuelle Wahl zwischen den Theorien der Para-Effekte statt, dann wäre – jedenfalls unter den normalen Erdenbürgern – die Geistervorstellung die strahlende Siegerin!
Das lässt sich zweifellos begründen.
Die Para-Effekte finden in einem Ambiente des Geheimnisvollen, Rätselhaften und manchmal auch Unheimlichen statt.
Es sind meistens starke Emotionalitäten mit im Spiel, die durch sie erst ans Tageslicht kommen!
Wir berichteten oben kurz von der Gegnerschaft der verschiedenen „Schulen“, was die Theorie zu den besagten Effekten angeht. Überdies ist die subjektive Empfindung der betroffenen Menschen eindeutig zu persönlichen Bereichen hingezogen, so dass ein reines „Naturgesetz“ als Ursache steril und unpersönlich erscheint.
Es werden zum Beispiel gerade seltene Vorkommnisse wie Erscheinungen eines lieben Menschen, der in Not ist, als „Trennung seines feinstofflichen Astralkörpers von seinem physischen Körper“ gedeutet, der, etwa wie ein Geist, eine Reise antritt. Und die Interpretation des Todesvorganges gestaltet sich entsprechend: Der Verstorbene hat zunächst ein so genanntes „Nahtoderlebnis“ (NDE, Near Deth Experience), um dann, mit dem Beenden der letzten Lebensfunktionen, „ins Licht“ zu gehen, was eine konsequente Fortführung der Handlung in diesem Erlebnis ist, in dem die Person bereits das Licht sieht.
Diese Vorstellung ist freilich schön und poetisch. Wir müssen nur acht geben, ob sie auch der Wahrheit entspricht. Und hier beginnen die Probleme im Zusammenhang mit Naturwissenschaft. Eines liegt darin, dass man dieses Erlebnis weder verifizieren noch falsifizieren kann. Richtig, Pionier(inn)en der Nahtodforschung wie Elisabeth Kübler – Ross hatten ebenfalls große Mengen von Berichten Sterbender veröffentlicht. Aber das sagt natürlich noch nichts darüber aus, wie das alles „funktioniert“ und erst recht nicht, was nach dem Tode kommt!
D) Theorie – übergreifende Messkampagnen und Statstiken
Es ist eine Sache, sich über Mechanismen zu Naturphänomenen Gedanken zu machen, aber es ist eine andere, diese durch Messungen und anschließende Fehlerrechnung und Statistik zu verifizieren oder zu falsifizieren (zu „testen“).
In Bezug auf die Parapsychologie haben wir es nun mit einem interessanten Sachverhalt zu tun: Während zu Edisons und Maxwells Zeiten im Bereich der Elektrizität nach der Fixierung der ersten Phänomene sehr schnell zur Bildung von mathematischen und physikalischen Modellen übergegangen wurde, stagniert die Parapsychologie hierin zur Gänze. Das mag an vielen Faktoren liegen. Zum einen firmiert hier natürlich die Nähe zur Psychologie, welche schon immer sehr viel mit statistischen Methoden gearbeitet hatte. Zum anderen erschienen diese Effekte im Vorhinein zu wenig „robust“, d.h. sie zeigten während der Versuchsabläufe eine starke „Elusivität“, was bedeutet, sie nahmen in ihrer Stärke sehr schnell ab, was dem klassischen Verfahren der Experiment Wiederholung sehr viel Schwierigkeiten bereitete.
Ansonsten existierten nämlich, insbesondere in den 70ger und 80ger Jahren sowie, weiter zurück in der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende sehr rege Aktivitäten um die Parapsychologie.
Zu nennen sind auf jeden Fall Joseph Banks Rhine (1895 – 1980), der gewissermaßen als der „Papst“ dieser Wissenschaft gilt, da er sie in die allgemeine Schulwissenschaft zu integrieren versuchte (bis heute mit nur rudimentärem Ergebnis, wie wir hier wissen und kritisieren). Seine Frau Louisa Ella unterstützte ihn dabei und wurde nach seinem Tode auch Präsidentin der Society for Psychical Research.
Dem Ehepaar gebührt Ehre zu dem Verdienst, diese Wissenschaft um unzählige Experimente und Versuchsanordnungen mit interessanten Ergebnissen bereichert zu haben.
Sie standardisierten Verfahren für normale (nicht mediale) Versuchspersonen um die besagten Para-Effekte, fanden aber auch nicht das Naturgesetz hinter den Einflüssen auf die physikalische Welt.
Ferner ist zu nennen Helmut Schmidt (1928 – 2011), dessen Verdienst sich um die Untersuchung des Psychokinese – Effekts rankt. Er war Deutsch – Amerikaner und überdies Physiker und nahm den Zerfall von Strontium 90 als Zufallsprozeß, den Versuchspersonen beeinflussen sollten. Die “Schmidt Maschine” wurde auf diesem Gebiet zum geflügelten Begriff, weil die Schulwissenschaft – wenn überhaupt – nur von der Beeinflussung derartiger “True Random” Prozesse zu beeindrucken war.
Aber auch Schmidt vermochte über die zweifellos beeindruckende Änderung einer Zerfallsstatistik hinaus kein Gesetz für den Mechanismus dieser Beeinflussung angeben.
Nicht zu vergessen sind die beiden Wissenschaftler(inn)en R. Jahn und B. Dunne, die sogar als Angehörige der NASA Untersuchungen zu diesem Fachbereich unternahmen. Sie werden ausführlich in dem Buch von Lucadou zur erfolgreichen Durchführung von Psychokinese Versuchen zitiert.